Filmprojekt

Mann mit Drehorgel auf Boot

Mann mit Drehorgel auf Boot

Postkarten zu Heldinnen und Helden gemacht Wie Filmemacher Valentin Merz mit der Post sein Kunstprojekt für das Locarno Film Festival lanciert

Die Post ist engagiert für Film und Kultur. Dieses Jahr unterstützt sie nicht nur das Locarno Film Festival, sondern auch das BaseCamp und das Filmprojekt von Valentin Merz. In der Hauptrolle: Postkarten und mexikanische «Organilleros». Der Film feierte am 3. August in Locarno Premiere und wird am 11. August nochmals vorgeführt. Hier gibt es den ganzen Film online zu sehen.

Seit 2002 ist die Post offizielle Sponsorin des Locarno Film Festival. Was als Logistiksponsoring begann, ist heute ein breites Engagement für die Filmkultur. So unterstützt die Post ab diesem Jahr auch das BaseCamp. Das BaseCamp bietet im Rahmen des Festivals jungen Kunst- und Filmschaffenden einen Ort, um ihre vielfältigen Ideen realisieren zu können.

Eine dieser Ideen stammt vom Schweizer Filmemacher Valentin Merz. In seinem neuesten Film, der auch in Locarno Premiere feiert, führen uns «Organilleros» aus Mexiko mit ihrer Musik durch einen speziellen Ort und zeigen berührende Momente, die den Kreis des Lebens repräsentieren – Momente, die Menschen miteinander teilen. Getragen wird der Film von melancholischen Klängen antiker Drehorgeln. Sie stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert und gehörten zu dieser Zeit auch in Europa zum Bild vieler Städte.

Collage aus Filmaufnahmen
Bei uns ausgestorben, in Mexiko-Stadt immer noch gelebte Kultur: Drehorgeln auf der Strasse. Bis heute erklingen die sentimentalen Melodien der «Organillos», wie die Orgeln dortzulande genannt werden, auf den Plätzen der Millionen-Metropole. Gespielt werden sie von Mitgliedern der «Unión de Organilleros», der Gewerkschaft der Drehorgelspieler. Ihr Erkennungszeichen ist die Uniform. © Andrea Film

Das Musikstück, welches die Drehorgel im Film interpretiert, heisst «La Paloma». Ein beliebter spanischer Song aus dem 19. Jahrhundert, der von verschiedenen Künstlerinnen und Künstler neu interpretiert wurde. Die Taube «La Paloma» ist ausserdem ein Zeichen für den Frieden.

Während des Festivals ziehen die Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Film «Mi organillo» mit ihren Orgeln durch die Gassen Locarnos und verteilen insgesamt 4500 Postkarten. Dabei ist jede ein Unikat und stellt einen anderen Moment des Films dar. Aneinandergereiht geben Sie die Geschichte aus dem Film in tausenden von Einzelbildern wieder. So tauchen die Festivalbesucherinnen und -besucher nicht nur filmisch in fremde Welten ein, sondern werden Teil der Geschichte.

Mit seinem Projekt zeigt Valentin Merz: Musik und Postkarten bringen die Menschen auf emotionale Weise zusammen – und das rund um den Globus, und in den verschiedensten Kulturen.

Kunst und Kultur bewegen. Wir sind stolz, auch dieses Jahr mit dem Locarno Film Festival die Menschen und die Schweiz zusammenbringen zu können, und freuen uns schon heute auf Locarno 2024.

Drei Fragen an Valentin Merz

Wie bist du zum Film gekommen?

«Das Kino ist für mich seit jeher ein Ort, an dem ich aus der Realität ausbrechen kann. Hier konnte ich schon früh die Welt mit anderen Augen betrachten.»

Wieso Mexiko?

Ich wurde angefragt, ob ich einen Kurzfilm produzieren kann, der auch eine Postkartenserie sein kann. Das Projekt führte mich nach Xochmilco im Süden von Mexiko-Stadt. Der Name kommt aus dem Nahuatl und bedeutet Blu-menfeld. Es ist ein Ort, der von folkloristischer Kultur, Festen, trashigen Partys und poetischen Landschaften ge-prägt ist. Für mich ist es ein vertrauter Ort, für das Publikum in Locarno dürfte er eher unbekannt sein. Es ist, als ob man eine Postkarte an einen guten Freund von einem Ort verschicken würde, der einem am Herzen liegt.

Was macht Locarno für dich speziell?

Locarno ist der Ort, an dem ich meinen ersten Spielfilm "De noche los gatos son pardos" uraufgeführt habe. Es war das erste Mal, dass einer meiner Filme vor so einem grossen Publikum auf einer so grossen Leinwand gezeigt wurde. Zusammen mit den Zuschauern, der Crew und den Darstellern im Publikum zu sitzen und dabei unseren Film zu sehen, war eine starke gemeinsame Erfahrung.